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Volksparteien verlieren Vernachlässigte

Knapp 60 Prozent der Wahlberechtigten fühlen sich von Gesellschaft und Politik verunsichert oder enttäuscht.
17.02.2018
Konservative Haltepunkte wie Nationalstolz und Recht und Ordnung gewinnen an Bedeutung.

Knapp 60 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung haben ein Bild von Gesellschaft und Politik, das von Verunsicherung oder Enttäuschung geprägt ist. In diesen Gruppen haben die Volksparteien stark an Zuspruch verloren.

Auch wenn die Wirtschaft gut läuft: „Gefühle von Ohnmacht, Frustration und Enttäuschung haben insgesamt zugenommen“, stellen Rita Müller-Hilmer, Richard Hilmer und Jérémie Gagné fest.

Die Experten vom Berliner Politikforschungsinstitut Policy Matters haben für die Hans-Böckler-Stiftung in mehreren Wellen rund 5.000 Wahlberechtigte befragt.

Kennzeichnend in den verunsicherten und enttäuschten Gruppen, die sich vor allem in der Mittelschicht und unteren Schichten finden, sei ein Gefühl von „Kontrollverlust“.

Dies beziehe sich, in unterschiedlicher Ausprägung, auf wahrgenommene Fehlentwicklungen in Arbeitswelt und Lebensumfeld, etwa:

  • den gewachsenen Anteil atypischer Beschäftigung;
  • die Bedrohung von Qualifikationen durch Digitalisierung;
  • stark steigende Mieten;
  • die erhöhte Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen.

Diese Verunsicherung begünstige, dass auch die gewachsene Heterogenität der Gesellschaft und die Zuwanderung sehr kritisch gesehen werden.

Zudem haben laut der Untersuchung „Tendenzen der sozialen Vereinzelung“ zugenommen, „während zur Kompensation konservative Haltepunkte wie Nationalstolz und Recht und Ordnung an Bedeutung gewinnen“.

So rangiert unter den Befragten „Verantwortung für sich selbst übernehmen“ weit vorne – mit 95 Prozent. Allerdings halten auch 92 Prozent „soziale Gerechtigkeit“ für zentral.

Auf Basis der Befragungsdaten bilden die Forscher neun politische Typen. Alle Details dazu findet ihr im Böckler Impuls, Ausgabe 03/2018.