"Endlich partnerschaftlich durchstarten" – so lautet das Motto des diesjährigen Equal Pay Days, der 2017 auf den 18. März fällt. Rund um diesen Tag machen Frauen und Männer bundesweit darauf aufmerksam, dass Frauen noch immer deutlich geringere Einkommen als Männer haben. (Text: Dagmar König)
Die Statistik ist eindeutig: wenn wir die Durchschnittseinkommen von Männern und Frauen betrachten, so müssten Frauen eben vom 1. Januar 2016 bis zum 18. März 2017 arbeiten, um den gleichen Lohn zu erzielen, den Männer für das Jahr 2016 erhalten haben.
Deutschland weist eine auffallend große Lohnlücke von 21 Prozent zwischen den Geschlechtern auf. Damit liegt das wirtschaftsstarke Deutschland bei den Verdienstunterschieden im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten ziemlich weit hinten – nicht gerade etwas, worauf man stolz sein sollte.
Ganz kluge Köpfe relativieren diese Zahlen gerne: die unterschiedliche Bezahlung läge an der falschen Berufswahl von Frauen, die sich überproportional für schlecht bezahlte soziale und Dienstleistungsberufe entschieden.
Außerdem sei ja ihr Anteil an Teilzeitarbeit und damit am „Teilzeitlohn“ viel höher als bei Männern, zudem seien sie häufiger Minijobberinnen und Geringverdienerinnen – ziehe man all diese Gründe ab, so sei die Lohnlücke ja viel geringer: statt über 20 Prozent eher unter zehn Prozent.
Nehmen wir diese Rechnungen für bare Münze, so stellen sich doch einige Fragen ganz nachdrücklich:
Warum eigentlich werden soziale Berufe, die eher von Frauen ausgeübt werden, so schlecht bezahlt? Und das, obwohl sie doch eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung genießen und darüber hinaus unverzichtbar sind? Hier denken wir an Erzieherinnen, Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Grundschullehrerinnen etc.
Eine Aufwertung ebendieser Berufsgruppen ist dringend erforderlich. Ich bin stolz, dass meine Gewerkschaft ver.di hier in den letzten Tarifauseinandersetzungen die Aufwertung von Sozial- und Erziehungsberufen im Fokus hatte. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum die Arbeit an und mit Menschen so viel weniger wert sein soll als die Arbeit an und mit Maschinen.
Da müssen wohl auch tradierte Rollenbilder bemüht werden, damit deutlich wird, dass sogenannte „frauentypische haushaltsnahe Tätigkeiten“ dahinterstecken. Was Frau zu Hause umsonst macht, kann doch als Erwerbsarbeit nicht so teuer sein ...?! Hier ist ganz klar Umdenken angesagt!
Ja, es sind ganz überwiegend Frauen, die Teilzeitarbeit leisten. Woran das liegt? Vielleicht an der noch immer nicht partnerschaftlichen Aufteilung der Familien- und Hausarbeit? An den noch immer nicht ausreichenden Kinderbetreuungsangeboten? An den mangelnden Angeboten für Berufsrückkehrerinnen nach der Familienphase? Oder auch an den Bedürfnissen von und Verantwortlichkeiten für pflegebedürftige Angehörige? Nichts davon ist auszuschließen.
Und wenn in einer Partnerschaft „verhandelt“ wird, wer mehr Zeit für die Familie bereitstellt und wer dafür mehr zum Familieneinkommen beiträgt, dann ist die Entscheidung in den meisten Fällen vorprogrammiert:
Denn solange Frauen auch bei gleicher Arbeit weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, solange werden sie es sein müssen, die ihre Arbeitszeit reduzieren, da andernfalls das Geld nicht reicht. Und so beißt sich die Katze in den Schwanz.
Diesen Teufelskreis wollen und müssen wir durchbrechen. Ein Anfang ist gemacht: in den letzten Jahren haben wir uns immerhin um fast einen Monat verbessert. Dieses Jahr müssen Frauen statistisch betrachtet “nur noch” 79 Tage über das Jahr hinaus länger arbeiten, um dasselbe Geld verdient zu haben wie Männer, darauf will der internationale Aktionstag aufmerksam machen.
Wenn unsere Bemühungen für mehr Lohngerechtigkeit nicht endlich mehr Fahrt aufnehmen, dann brauchen wir noch rund 35 Jahre, bis wir endlich sagen können: Wir Frauen bekommen das, was wir verdienen!