Digitalisierung und Weiterbildung: Frauen im Nachteil
Wissenschaftlich belegt: Gender Digital Gap, Diskriminierung durch KI, weniger Weiterbildung für Mütter
Die digitale Transformation kann die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt verstärken. Ein Grund dafür ist der Gender Digital Gap. Weiterbildung wäre hierbei ein Mittel der Wahl – zumindest solange, wie Frau noch nicht Mutter ist. Denn selbst in Sachen Weiterbildung sind Männer im Vorteil, in diesem Fall Väter. Auch beim Einsatz von KI können die zugrundeliegenden Algorithmen dazu führen, dass sich Vorurteile verfestigen. Und wer hätte es gedacht: Auch hierbei sind die negativen Auswirkungen für Frauen größer als für Männer.
Gender Digital Gap
Der WSI-Report von Februar 2023 zeigt auf Basis der aktuellen Welle des Nationalen Bildungspanels: Es gibt einen Gender Digital Gap. Er zeigt sich insbesondere bei der Verwendung von Computersoftware bzw. vernetzten digitalen Technologien am Arbeitsplatz und hinsichtlich der Einschätzung der eigenen Berufschancen in einem digitalisierten Arbeitsmarkt.
In diesen Bereichen sind in erster Linie Frauen in Teilzeit benachteiligt. Der Report liefert damit erste empirische Evidenz für einen bestehenden Gender Part-Time Digital Gap.
Aus einer Studie von Yvonne Lott (WSI) geht hervor:
- Die Wahrscheinlichkeit, sich auf den Umgang mit vernetzten digitalen Technologien gut vorbereitet zu fühlen, liegt bei den Frauen um 14 Prozentpunkte niedriger als bei männlichen Beschäftigten.
- Frauen erwarten nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 10,5 Prozent, dass sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch die Digitalisierung verbessern, bei den Männern sind es 18 Prozent.
Um in Sachen Digitalisierung der Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, sind gezielte Weiterbildungen und eine neue Arbeitszeitnorm nötig.
- Digital Gender Gap: Frauen bei Digitalisierung benachteiligt (Böckler Impuls, Ausgabe 04/2023)
- Yvonne Lott: Der Gender Digital Gap in Transformation? (WSI-Report Nr. 81, Februar 2023)
Weiterbildung: Malus für Mütter
Beim Thema Weiterbildung kommt gleich das nächste Problem ins Spiel: Auch hier sind Frauen im Nachteil, nämlich nach der Geburt eines Kindes. Wenn Frauen Kinder bekommen, hat das negative Auswirkungen auf ihre Teilnahme an beruflicher Weiterbildung. Väter stehen besser da.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Gundula Zoch. Die Soziologin von der Universität Oldenburg warnt davor, dass fehlende Weiterbildung die ohnehin geringeren beruflichen Chancen von Frauen in der sensiblen Phase der Familiengründung zusätzlich beeinträchtigen und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zementieren könnte.
- Weiterbildung: Malus für Mütter (Böckler Impuls, Ausgabe 04/2023)
- Participation in Job-Related Training: Is There a Parenthood Training Penalty? (Gundula Zoch; Work, Employment and Society; Februar 2023)
KI und Algorithmus
Auch künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen kommen in der Arbeitswelt immer häufiger zum Einsatz. Wie sich das auf die Gleichstellung von Frauen und Männern auswirken kann, haben Tanja Carstensen und Kathrin Ganz von der Universität Hamburg untersucht.
Zentrale Fragen der Studie:
- Welche Auswirkungen hat der Einsatz von KI bereits heute?
- Welche Entwicklungen erwarten Wissenschaft und Öffentlichkeit?
- Wie lässt sich die Arbeitswelt der Zukunft gestalten?
Die Soziologinnen haben dazu den Forschungsstand, die Berichterstattung in Tages- und Wochenzeitungen und den Diskurs auf politischer Ebene ausgewertet sowie Interviews mit Fachleuten geführt.
Das Ergebnis:
Es besteht die Gefahr, dass KI Diskriminierung „lernt“ und damit Stereotype und Sexismus in der Arbeitswelt verstärkt. Betroffen sind auch Beschäftigte, die nicht direkt mit KI in Berührung kommen. Eine der ausgewerteten Studien weist nach, dass Frauen schlechter bezahlte Jobs angeboten werden, wenn Unternehmen KI-basierte Software bei der Personalauswahl einsetzen.
- Gleichstellung: Vom Algorithmus diskriminiert (Böckler Impuls, Ausgabe 04/2023)
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